Martin Melcher, Leiter des Forstreviers Oberweier, mit Niklas Wißmann und Constantin Moog. | Foto: Niklas Wißmann

Gymnasium Hohenbaden

Zustand unserer Wälder: „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand!“

Laut der Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 des Bundes war der Wald im Jahre 2022 erneut zu trocken. Die nassen Monate Februar und September konnten die trockenen und heißen Monate im Wald nicht kompensieren.

Wie aber steht es um den Wald in unserer Region? Darüber sprachen wir mit Martin Melcher, Leiter des Forstreviers Oberweier.

Warum ist der Wald so wichtig?

Martin Melcher: Der Wald ist mit seinen vielfältigen Funktionen entscheidend für unser Mikroklima: als Wasserspeicher, Sauerstoffproduzent und Holzlieferant. Auch bildet er ein Ökosystem für Tiere und Pflanzen.

Welche Veränderungen haben Sie in Ihrem Revier erlebt?

Melcher: Der Wald ist ein Ökosystem, das sich sehr langsam verändert. Man muss hier eigentlich in Zeiträumen von Jahrzehnten denken. Darum ist es auch so erschreckend, wie in den letzten 5 Jahren der Klimawandel zuschlägt. Die langanhaltende Trockenheit in Kombination mit den hohen Temperaturen macht den Wandel dramatisch spürbar.

Wie bemerkt man diese Trockenheit im Wald?

Melcher: Augen auf im Wald! Viele denken, ist doch alles grün hier, ist doch alles okay. Es gibt aber kaum noch feuchte Pfützen, Gräser vertrocknen, schon im Juli wird der Wald dürr. Die Bäume vertrocknen oder sind so geschwächt, dass sie anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer werden.

Welche Auswirkung hat die Trockenheit für uns Menschen?

Melcher: Der Oberrheingraben ist schon jetzt die wärmste Region Deutschlands. Steigt die Temperatur nur noch leicht, besteht die Gefahr, dass es hier so heiß wie im Mittelmeerraum wird. Fehlt uns der Wald, fehlt uns der wichtigste Wasserspeicher.  Starker Regen wird durch die Bäume abgepuffert. Somit kann das Wasser langsam in Bodenstreu und Humus versickern. Der Boden wird nicht weggespült. Ohne Wald wird also weder der Boden, noch das Wasser gehalten. Und darunter leidet die Landwirtschaft und damit der Mensch.

Wie würden Sie die Lage in Ihrem Revier einschätzen?

Melcher: Unsere Vorbergzone hier liegt auf einer Höhe von ungefähr 250 Metern. Auch wenn unsere Buchen schon kaputt gehen, so ist es in der Rheinebene selbst noch viel schlimmer. In der sogenannten Hardtebene um Iffezheim, finden sich nur sandige Böden, die generell schlecht Wasser speichern und leicht abgetragen werden. Hier geht es keiner Baumart gut. Deutlich besser ist es im Schwarzwald ab einer Höhe von 500 Metern. Das wird aber nicht so bleiben, denn die Klimazonen werden sich weiter verschieben.

Was kann man dagegen tun?

Melcher: Endlich begreifen, dass es so ist! Das ist der wichtigste Schritt. Diese Einsicht muss in die Köpfe, dann der Wille, etwas zu verändern. Es fängt bei jedem Einzelnen an, sein eigenes Tun zu verändern. Wir müssen unsere Ressourcen schonen, auch wenn das unbeliebte Entscheidungen bedeutet. Meine Generation hält es noch aus, aber Euch kann das richtig rasieren.

Niklas Wißmann und Constantin Moog, Gymnasium Hohenbaden Baden-Baden, Klasse 9a