Setzt sich seit Jahren für den Klimaschutz und eine Verkehrswende ein, der Journalist und Klimaaktivist Franz Alt. | Foto: Alexander Suerbaum

Gymnasium Hohenbaden

Ist der Klimawandel noch zu stoppen? Interview mit dem Klimaaktivisten Franz Alt

Klimaschutz ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wir haben dazu ein Interview mit dem Bestsellerautor, Journalisten und Klimaaktivisten Franz Alt geführt.

Sie haben schon Anfang der 90er Jahre im ARD-Politikmagazin „Report“ vor der Klimakatastrophe gewarnt. Warum hat die Politik nicht auf Sie gehört?

Franz Alt: Die Politik hat zum Teil auf mich gehört, aber die Lobby und das große Geld der alten Energiewirtschaft war immer stärker und da gilt immer noch der Grundsatz: „Geld regiert die Welt“. Allerdings haben auch viele Menschen auf mich gehört, deshalb haben wir jetzt in Deutschland immerhin 50 Prozent Ökostrom und auch die Elektromobilität ist im Kommen. Ich habe in den letzten Jahrzehnten 3.000 Vorträge in 53 Ländern gehalten und weltweit Konzerne und Regierungen beraten. Mein Thema: Die Sonne schickt uns keine Rechnung.

Sie haben schon in vielen anderen Interviews und Fernsehsendungen erwähnt, dass der Planet zerstört wird und die Menschheit in Lebensgefahr sei. Was denken Sie, welche Auswirkungen der Klimawandel in 30 Jahren hat?

Alt: Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann möchte ich nicht in der Haut der Jugendlichen von heute stecken. In den armen Ländern sind die Auswirkungen schon weit stärker als bei uns heute. Afrika könnte in 30 Jahren weitgehend unbewohnbar sein. Dadurch sind aber auch wir betroffen, weil die vielen Afrikaner, es gibt heute über eine Milliarde Afrikaner, nach Europa dringen und es zu Flüchtlingsströmen kommt.

Die heutigen Flüchtlinge kommen überwiegend aus Bürgerkriegen. Durch den Krieg in der Ukraine wandern über eine Millionen Flüchtlinge nach Deutschland ein, es werden aber in der Zukunft viel mehr Millionen Klimaflüchtlinge nach Europa ziehen. Die Ukrainer, die letztes Jahr geflüchtet sind, sagen, nach dem Krieg wollen wir wieder zurück und unser Land aufbauen. Wohin sollen denn die künftigen Klimaflüchtlinge gehen? Afrika wird unbewohnbar und Europa wird Afrika.

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, werden sich viele Dinge in unserem Leben ändern. Wie denken Sie, wird die Mobilität der Zukunft aussehen?

Alt: Wir werden in der Zukunft auch mobil sein. Wir werden fliegen und Autos fahren, allerdings mit anderen Treibstoffen. Die Mobilität der Zukunft wird elektrisch sein. Alles läuft auf das Elektroauto zu. Flugzeuge und Schiffe werden wir weitestgehend mit grünem Wasserstoff antreiben. Das kann ich mir auch für Lkw und Omnibusse vorstellen.

Der Pkw wird hingegen elektrisch sein, schon deswegen, weil er einfacher ist herzustellen. Das heißt das Elektroauto wird deutlich billiger sein als herkömmliche Verbrenner. Am Anfang wird das Herstellen von Elektroautos relativ teuer sein, da es eine neue Technologie ist. Elektromobilität ergibt nur Sinn, wenn der Strom dafür erneuerbar hergestellt wird. Dieser wird auch deutlich billiger.

Denken Sie es ist möglich, dass wir den Klimawandel stoppen können?

Alt: Ich bin kein Klimaforscher, sondern ein Journalist, der aber ständig mit Klimaforschern spricht. Ich war zum Beispiel in allen Hotspots, wo das Eis schmilzt. Alle Klimaforscher haben mir gesagt, sie hätten nur einen Fehler gemacht, nämlich dass der Klimawandel viel schneller kommt als sie bisher gedacht haben.

Es ist sehr wichtig, dass wir das Tempo für den Klimaschutz beschleunigen. Die alte Bundesregierung hat ein Gesetz gemacht: Deutschland muss 2045 klimaneutral sein. Inzwischen sagen die Klimaforscher, dieses Ziel dürfen wir nicht 2045, sondern müssen wir bis 2035 erreichen, wenn das Schlimmste für euere Generation noch verhindert werden soll.

Ist das möglich?

Alt: Ich habe immer ein Beispiel, wie Transformationen funktionieren könnten. Ich zeige in meinen Vorträgen eine Parade in New York im Jahre 1900 auf der Fifth Avenue, da hast du nur Pferdefuhrwerke und ein einziges Auto gesehen. 13 Jahre später bei derselben Parade auf der Fifth Avenue, lauter Autos und nur noch ein Pferd. Es war exakt umgekehrt. Das heißt, wenn es vor 120 Jahren schon möglich war sich in 13 Jahren so stark umzustellen, dann ist es im Zeitalter der Digitalisierung auch möglich!

Leonard Salwerk und Alexander Suerbaum, Gymnasium Hohenbaden Baden-Baden, Klasse 9a