Das Licht geht aus. Fünf Frauen in grün-schwarzen Kostümen stehen in der Mitte der Tanzfläche. Das Gemurmel der Zuschauer verstummt und die Live-Band beginnt zu spielen. Anmutig tanzen die Damen zu dem Song „Feelin‘ Good“ der Pussycat Dolls. Den rund 500 Gästen des Winterballs 2010 wird eine atemberaubende Show geboten. Einen solchen Ball wie diesen veranstaltet die Tanzwelt in Baden-Baden jährlich am ersten Wochenende des Dezembers. „Es gibt keinen Tag im Jahr, der dir so viel zurückgibt“, erklärt Volker Mnich, ein Tanzlehrer der Schule. Mit Catering, Live-Band, Showtänzen und dem Ambiente des berühmten Kurhauses, ist der Winterball das Highlight des Jahres. Hunderte Gäste in Abendgarderobe nehmen an diesem besonderen Event teil. Darunter befinden sich zahlreiche Tanzbegeisterte.
Egal ob Mädchen oder Junge, alt oder jung!
Heute bin ich eine von ihnen. Mein Hobby dreht sich um das Tanzen jeder Art. Ich bin von klassischen Paartänzen bis Hip-Hop und von Latin bis Afrodance für alles offen. Wenn man es liebt zu tanzen spielt die Tanzrichtung keine große Rolle. Ebenso wenig das Geschlecht oder das Alter. „Tanzen ist eine Lebenseinstellung“, bekräftigt Mnich. Leider sind Vorurteile gegenüber diesem Hobby weit verbreitet. Es sei „uncool“, wenn Jungs Ballett, und seltsam, wenn Mädchen Breakdance tanzen. Außerdem sei man ab einer gewissen Altersgrenze zu alt für bestimmte Tänze.
Der Gedanke, Tanzen sei generell nur etwas für Mädchen, ist besonders populär. Das zeigt sich auch in den Kursen der Tanzschule. Das Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen ist sehr unausgeglichen. Der aktuelle Jugend-Bronze-Kurs zählt zehn Mädchen und gerademal fünf Jungs. „Es ist nun mal so, dass wenn man ein dreijähriges Kind hat, das tanzen möchte, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder es ist ein Mädchen und die Eltern fördern das Talent oder es ist ein Junge, der tanzen möchte und sie lenken das Interesse ab, indem man ihn in einen Fußballverein bringt“, versucht Volker das moderne Geschehen zu beschreiben. Der heutige Tanzlehrer übte das Hobby zum ersten Mal in einem Kurs aus. Das Tanzen brachte ihm ein Stück Freiheit und eine Möglichkeit sich selbst kennenzulernen. „Es war auch etwas Persönliches, da ich als einziger aus meinem Freundeskreis tanzte.“
Tanzkurse vor Ort oder auf Youtube
Ich nehme ebenfalls an einem Jugendkurs der Tanzwelt teil. Jede Woche besuche ich für eine Stunde den Kurs und lerne zusätzlich über Youtube weitere Tänze dazu. Man kann auf unterschiedlichen Arten das Hobby ausführen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Zum einen kann man sich an einer Tanzschule anmelden und einen „professionellen“ Unterricht genießen. Dieser ist jedoch kostenpflichtig. Entscheidet man sich dennoch dafür, knüpft man neue Kontakte und findet Freunde. Zudem werden Veranstaltungen organisiert, wie zum Beispiel der Winterball.
Zum anderen ist es auch möglich über das Internet Tänze zu lernen. Youtube bietet einem eine große Auswahl an Tutorials für Anfänger bis hin zu Lernvideos für Fortgeschrittene und Erfahrene, die beliebig oft pausiert und wiederholt werden können. Diese Art und Weise bietet einem viel Flexibilität, da man frei entscheiden kann, wann und was man lernen möchte. Ein Nachteil ist, dass niemand einen vor Ort korrigieren wird, falls man Fehler machen sollte. Doch die Übung macht den Meister! Mit etwas Zeit und Ausdauer lassen sich Tanzschritte auch eigenständig perfektionieren. Manche bringen sich das Tanzen komplett frei bei, indem sie sich spontan zur Musik bewegen. So entstehen neue individuelle Schritte, die es vielleicht zuvor noch nicht gab.
Den größten Erfolg all dessen verspüre ich jedoch, wenn ich eine Choreographie oder Figur erlernt habe und diese beherrsche zu tanzen. Damit kann man später auf einer Party für den perfekten Wow-Moment sorgen. „Es gibt einem eine Form von Sicherheit, in der Gruppe zu tanzen, weil andere womöglich die Tanzschritte nicht kennen“, erzählt Mnich aus eigener Erfahrung. Somit stärkt es unser Selbstbewusstsein. Mich persönlich macht es besonders glücklich, sich von der Musik mitreißen zu lassen, und zu ihr zu tanzen, wie es mir gefällt. Dann fühle ich mich frei und wohl in meiner Haut. Volker selbst beschreibt: „Tanzen ist bunt an Gefühlen.“ Diese Emotionen können in jedem entfacht werden, unabhängig von Alter und Geschlecht.
Lavinia Paul | Klasse 9a
Gymnasium Hohenbaden, Baden-Baden