Zwei Kinder und zwei Mamas: Dieses Bild wurde von Kindern aus einer Regenbogenfamilie gemalt. | Foto: privat

Thomas-Mann-Gymnasium

Was eine Regenbogenfamilie bewegt

Die „Standardfamilie“ ist heutzutage nicht mehr nur definiert als Vater, Mutter, Kind. Es treten auch immer mehr unterschiedliche Familientypen auf. Eine Form der modernen Familie ist zum Beispiel die Regenbogenfamilie. Silke und Denise, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung mit ihren zwei Kindern leben, schildern ihre Sicht zu diesem Thema.

Was unterscheidet eure Beziehung oder allgemein gleichgeschlechtliche Beziehungen von heterosexuellen?

Denise: Ich glaube, dass wenn man homosexuell ist und sich damit auseinandersetzen muss, wer man ist, man generell ein bisschen offener ist und in einer Beziehung und in einer Familie die Probleme offener anspricht, weil man ja schon einmal mit dem Intimsten „raus“ musste. Und dann sind da nicht so viele Schranken. Man geht generell offener mit allem um.

Ihr habt ja geheiratet. Gab es bei eurer Hochzeit Sachen, die ihr nicht machen durftet?

Silke: Der erste Schritt, den wir 2015 gemacht haben, war die Verpartnerung, bei der man sich auf dem Standesamt zu einer gleichgeschlechtlichen Verpartnerung anmelden musste. Die Ehe durften wir erst 2017 beim Standesamt einreichen, als es dann erlaubt war. Seitdem kann man auch erst von „Ehe“ sprechen. Wir hätten nicht in der Kirche heiraten dürfen. Doch es hätte durchaus „Einrichtungen” gegeben, in der man hätte heiraten dürfen.

Haben eure Kinder bezüglich eurer Familie schon einmal gemeine Bemerkungen zu hören bekommen?

Silke: Ich bin mir selbst nicht sicher, ob die zwei sich selbst schon bewusst sind, dass ihre Familie anders ist als die von ihren Freunden. Was im Kindergarten schon auftaucht, ist, wenn die Kinder zu ihren eigenen Eltern sagen: Guck mal, das ist jetzt die andere Mama oder Mami. Also die Kinder gehen damit, glaube ich, total entspannt um, und die Eltern sind dann eher diejenigen, die ein bisschen irritiert gucken. Aber akzeptiert wurde es schon immer.

Sind euch männliche Bezugspersonen besonders für euren Sohn wichtig?

DeniseJa, als wir die Kinder durch eine künstliche Befruchtung bekommen haben, haben wir das mit einer Samenbank gemacht. Dort wurden wir von einer Psychologin aufgeklärt, sie hat uns „durchleuchtet“ und hat uns dann gesagt, dass wenn es ein Junge wird, er eine männliche Bezugsperson haben sollte, da man sich halt einfach gerne, wenn man Probleme hat, lieber an eine gleichgeschlechtliche Bezugsperson wendet.

Fühlt ihr euch benachteiligt?

Silke: Ja, ich meine alleine in der Arbeitswelt, weil du dieselbe Ausbildung hast und die gleichen Berufserfahrungen, und trotzdem bekommt man als Frau 20 Prozent weniger Gehalt. Da stellt man sich die Frage: Warum? Gerade bei zwei Frauen fällt das extrem auf. Auch beim Thema Kinderwunsch: Das hört sich jetzt pragmatisch an, aber alleine für die Beschaffung der Samen für die Befruchtung mussten wir 5.000 Euro bezahlen, während ein Hetero-Paar dafür nichts hätte zahlen müssen, weil das Gesetz dafür nicht ausgelegt ist und sie deshalb einen ,,Puffer” von uns wollten, den man verwenden könnte, falls es je zu Anwaltskosten kommen würde.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Denise: Dass es einfach ganz normal ist. Wir sind Teil einer Generation, in der das einfach ist und andere nicht sagen müssen: „Ach wie schön, hab ich nichts dagegen.” Ich find’s einfach schön, wenn es egal ist.