Manchmal habe ich keine Kraft mehr. Auch wenn ich eine bessere Zukunft haben möchte und daher diesen Zirkus hier mitmache. Wie ein Ausländer – ja, ich bin eine Ausländerin – musste ich in eine fremde Klasse gehen, meine Freunde und Verwandte in Serbien zurücklassen, und eine fremde Sprache lernen. In der Vorbereitungsklasse war ich eine von vielen, eine besonders gute Schülerin.
Ich brauche Freunde, Spaß und Liebe
Ich stresste mich nicht viel, weil ich besser als andere war. Als ich aufs Gymnasium kam, fingen jedoch die Probleme an. Die Schule war voll mit Deutschen, die alle nur Deutsch sprachen. Und das sehr schnell und sehr laut. Ich blieb in meiner eigenen Welt. Die Menschen um mich herum: kalt und distanziert. Jeder Tag glich dem Nächsten. Haus, Schule, Haus, Schule. Mag sein, dass jeder etwas Zeit für sich braucht, ich brauche sie aber nicht. Ich brauche Menschen, Freunde, Spaß und Liebe.
Heimweh ist eine schlimme Krankheit
All das vermisste ich in meiner neuen Schule. Bis ich eines Tages realisierte, dass ich mit meiner Trauer alles nur noch schlimmer machte. Ich entschloss mich, das zu ändern.
Ich unternahm alles, um mich abzulenken und neue Hobbys zu finden. Aber, es änderte sich nichts. Und meine Sehnsucht nach meinen alten Freunden und meiner alten Heimat wurde größer. Heimweh ist eine schlimme Krankheit. Hier, in diesem Land, liegt wohl meine Zukunft. Und dort, in der Heimat, ist mein Glück.
Wie soll mein Herz diesen Spagat hinkriegen? Natürlich kann man an diesen Erfahrungen wachsen. Als Person und Mensch wurde ich irgendwie „größer“, reifer. Ich lernte eine neue Sprache, erlebte eine neue Kultur und kann die Welt nun mit den Augen Anderer sehen. Das gehört jetzt auch zu mir, zu Ana.
Auch wenn Deutschland vielleicht eines Tages mein wirkliches Zuhause wird, ein Teil von mir, die schönste Zeit meines Lebens, wird für immer in meiner Heimat bleiben.
