Innovativer Bauherr: Matthias Moloch mit einem Rotorblatt der Windkraftanlage, die zwischenzeitlich auf dem Studentenwohnheim in der Bahnstadt installiert ist.
Innovativer Bauherr: Matthias Moloch mit einem Rotorblatt der Windkraftanlage, die zwischenzeitlich auf dem Studentenwohnheim in der Bahnstadt installiert ist. | Foto: Martin Heintzen

Gymnasium St. Paulusheim

Klimafreundliches Bauen lohnt sich

Das Thema Klimaschutz ist aktueller als je zuvor. Die Menschen versuchen, auf ihre Ernährung und ihren CO2-Haushalt zu achten und den Müll richtig zu trennen. Aber welchen Zusammenhang hat das Bauen von Häusern mit dem Klimaschutz und ist beides überhaupt miteinander vereinbar? Zu diesem Thema haben wir ein Interview mit Matthias Holoch geführt. Er ist Initiator und Bauherr des Studentenwohnheims Stage 76 in der Bruchsaler Bahnstadt.

Welchen Bezug haben Sie zum klimafreundlichen Bauen?

Holoch: Das Ganze hat mit einem alten, abbruchreifen Haus angefangen. Da hatte ich die Idee, es nicht abzureißen und neu zu bauen, weil dadurch die Energie, die in den Bauteilen steckt, verloren geht.

Was umfasst klimafreundliches Bauen?

Holoch: Natürlich die Einsparung von Energie und CO2, aber auch auf den Wasserverbrauch zu achten. Dazu gehört Regenwasser und Abwasser sammeln und es wiederverwenden. Ein wichtiger Aspekt ist auch das Flächensparen, denn der Natur Fläche wegzunehmen hat viele negative Auswirkungen, beispielsweise wird damit das Artensterben befördert und es ist schwierig, der Natur diese Fläche wieder zurückzugeben.

Rentiert sich klimafreundliches Bauen?

Holoch: Es lohnt sich, wenn man in das Richtige investiert. Man sollte nicht auf die derzeit anfallenden Kosten achten, sondern auf die Lebenszykluskosten, die auf die Lebenszeit des Hauses bezogen sind. Deshalb sollte man einen Energieberater hinzuziehen. Hilfreich ist die Einordnung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese gibt an, wie nachhaltig ein Haus im Vergleich zu einem Referenzgebäude ist. KfW 40 braucht zum Beispiel nur 40 Prozent an Primärenergie.

Beinhaltet klimafreundliches Bauen auch, auf Tiere und die Umwelt zu achten?

Holoch: Auf jeden Fall. Im Stage 76 zum Beispiel haben wir Nistkästen für Vögel und Steinriegel für Eidechsen. Tiere und Menschen sollen miteinander in Einklang leben, weshalb Haustiere beispielsweise verboten sind. Außerdem wird die Fassade noch begrünt. So schaffen wir der Natur und den Tieren wieder Platz, und sie können sich weiterhin entfalten.

Inwiefern ist das Stage 76 klimafreundlich?

Holoch: Mit Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen wird Strom gewonnen und in zwei großen Batterien gespeichert. Es wird darauf geachtet, möglichst wenig Energie im Betrieb zu verbrauchen, in dem man etwa LEDs nutzt, eine gute Dämmung hat, Wärmepumpen und Fernwärme genutzt werden, es eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gibt oder die Türen und Fenster besonders dicht sind. Außerdem ist das Stage 76 darauf ausgerichtet, Ressourcen zu sparen. Es gibt Armaturen, die möglichst wenig Wasser verbrauchen, gemeinsame Waschmaschinen, eine ausführliche Mülltrennung, einen Fairteiler, wo man Lebensmittel hinbringen oder kostenlos mitnehmen darf, und einen Platz zum Tauschen. Es gibt eine Fahrradreparaturstation und für jeden Bewohner einen abschließbaren Fahrradabstellplatz. Dies soll die Bewohner anregen, mehr Fahrrad zu fahren. Insgesamt erzeugt das Stage 76 mehr Energie, als es braucht, es ist also klimaneutral.

Ist es denn klimafreundlicher, mit Holz zu bauen?

Holoch: Das lässt sich nicht so eindeutig beantworten, denn Beton braucht zwar viel Energie, aber Holz erfüllt oft Brandschutzanforderungen nicht, weshalb es in Gips eingepackt wird und das den Effekt der CO2-Einsparung deutlich senkt. Zudem kann mit Holz oft in Erdbebenzonen nicht gebaut werden, Fundamente gehen ebenfalls nicht. Sowohl Holz als auch Beton speichern CO2. Beides hat also seine Vor- und Nachteile.