Dieser Flusspferdschädel begrüßt die Besucher gleich am Eingang der Sonderausstellung. Vor etwa 120.000 Jahren waren Flusspferde auch am Oberrhein heimisch. | Foto: Peter Sandbiller

Naturkundemuseum Karlsruhe

Osterferien mit dem Flusspferd

Die erste Ferienwoche präsentierte sich überwiegend trocken und warm. Kein klassisches Museumswetter, möchte man meinen, erlauben doch die angenehmen Temperaturen ausreichend Tätigkeiten im Freien. Dennoch zieht es dieser Tage viele ins Naturkundemuseum.

In den beiden Räumen der Sonderausstellung „Flusspferde am Oberrhein – wie war die Eiszeit wirklich?“ gibt es einiges zu entdecken: Auf 700 Quadratmetern führt die Große Landesausstellung den Besucher in längst vergangene Zeiten – und auf Spurensuche nach Flusspferden, Wollnashörnern und Neandertalern. Die ursprünglich bis Januar geplante Ausstellung wurde verlängert und läuft noch bis zum Ende der Osterferien am 28. April.

Sonderausstellung fördert jungen Forschergeist

Gerade für Familien bietet die Sonderausstellung einen Mehrwert, denn die Exponate werden dem Betrachter nicht einfach nur präsentiert, sondern auf Wunsch in eine Wissens-Rallye einbezogen. Am Eingang können sich junge (oder jung gebliebene) Forscher mit einer Tasche ausstatten lassen, die alles beinhaltet, was man für seine Spurensuche in der Urzeit braucht: Ein kleines Fragenheft leitet die Besucher von einer Station zur nächsten, eine UV-Lampe offenbart die verborgenen Spuren, die die Tiere der Ausstellung in den Räumen hinterlassen haben, und mit einem Rotfilter finden die kleinen Forscher auch noch die letzten versteckten Hinweise und Informationen. Da fühlt man sich beinahe wie ein richtiger Detektiv.

Eberhard „Dino“ Frey ist der hauptverantwortliche Kurator für diese Sonderausstellung. Nur zwei oder drei Ausstellungsstücke seien Leihgaben aus anderen Museen, ansonsten setzt sich die Ausstellung aus Exponaten aus dem eigenen Bestand zusammen. „Und sie ist sehr interaktiv aufgebaut“, betont Frey.
Das schätzt auch Daniela Brenk. Sie ist mit ihrer achtjährigen Tochter Leonie und deren Freundin Laura im Naturkundemuseum. „Wir kommen gerne hierher, schon seit Leonie in den Kindergarten kam.“ Für die junge Mutter ist das Naturkundemuseum eine günstige Alternative zu teuren Freizeitparks.

Sechs- bis achtmal pro Jahr kommen sie und ihre Tochter hier vorbei, im Schnitt verbringen sie etwa vier Stunden im Museum. Die Wissens-Rallye macht Leonie bereits zum zweiten Mal. Aufgeregt wuselt sie mit Laura von einem Exponat zum nächsten, leuchtet mit der UV-Lampe auf dem Boden nach Pfotenabdrücken und versucht herauszufinden, welche Tiere einzeln und welche in der Gruppe gelebt haben. Das ist eine der Fragen aus dem Begleitheft. Für ganz kleine Kinder sei die Ausstellung nur bedingt geeignet, findet Mutter Daniela Brenk, aber für die beiden Schulmädchen sei sie perfekt. Die offizielle Empfehlung sieht die Rallye ist auch für Besucher zwischen neun und 99 Jahren vor.

Auch was für Teenager

Sitzt man eine Weile in der Ausstellung, so fallen die Unterschiede zwischen den jungen Forscher auf: Die einen rufen bei jedem neuen Tier begeistert dessen Namen, die anderen sehen es sich lieber ruhig an. Zu denen gehören auch Gina und Sophie Steurer aus Kehl. Die beiden zwölf und 15 Jahre alten Schwestern sind mit ihren Eltern zum Einkaufen nach Karlsruhe gekommen und über Nacht geblieben. Der Vormittag war noch frei, deshalb beschlossen Vater Mario und Mutter Nadine kurzerhand: „Den verbringen wir im Naturkundemuseum!“

Anfangs waren ihre Töchter von der Idee wenig begeistert, doch am Ende der Sonderausstellung sind auch sie froh, ins Museum mitgekommen zu sein. „Die Tiere haben mir besonders gefallen, vor allem der Leopard“, sagt Sophie. Schwester Gina ergänzt: „Es ist einfach interessant hier.“ Beide würden die Ausstellung weiterempfehlen. Bislang haben sie mehr als 75 000 Menschen besucht.

Der Leopard ist auch das Lieblingstier von Antonio Vulcano. Der Achtjährige macht mit Schwester Chiara, Mutter Felicitas, Tante Jenny und deren Freundin Saskia einen Tagesausflug von Achern nach Karlsruhe. Chiara, die in die fünfte Klasse geht, interessiert sich sehr für Naturwissenschaften – eine Leidenschaft, die ihre Mutter fördern möchte. „Die Ausstellung hier ist wirklich gut erklärt, vor allem mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht. Das ist keine klassische Ausstellung, sie bietet Kindern ganz andere Anreize.“ Gereizt wird an der Riechstation auf jeden Fall der Geruchssinn. So viel sei an dieser Stelle verraten: Fuchsgeruch wird sicherlich nicht das neue Trend-Parfüm.