Die Empore des Bürgerzentrums Mühlburg entern die Kinder, die zum Leseclub kommen, diesmal besonders flink. Die Grundschüler wissen: Oben warten 250 nigelnagelneue Bücher. Flugs ist das Lesefutter ausgepackt. Überall stapeln sich bunte Buchdeckel. Die Titel wecken Neugier, ganz nach Plan: Lust auf Lesen sollen sie machen, früh auch Kinder zum Schmökern verlocken, für die Deutsch schon die zweite oder dritte Sprache ist oder in deren Zuhause Lesen keine Rolle spielt.
Im Leseclub punkten auch “Hanni und Nanni”
Die Mädchen und Jungen beißen an, das Konzept geht auf im Leseclub Mühlburg. Das „Lexikon der Superhelden und Schurken“ ist aktuell besonders gefragt, „Hanni und Nanni“ begeistern immer noch, und natürlich Pferdebücher. Jetzt kommen neue Schätze – „Die Eiskönigin“ zum Beispiel, „Sachen sammeln“, „Herr Fuchs mag Bücher“ und „Max will immer küssen“.
Bald wird es still – alle lesen
Fiona, David und Gleichaltrige aus dem Ganztagsunterricht der Drais-Grundschule schnappen sich rasch ihre Favoriten. Sie blättern an Ort und Stelle, dann verkrümeln sie sich auf Sitz- und Liegestufen an der Rückwand des Leseclub-Raumes, stopfen sich Kissen in den Nacken – und es wird ganz still. „Selbst leseferne Kinder nehmen hier gern ein Buch zur Hand“, beobachtet Evelyn Demendi vom städtischen Amt für Mitwirkung und Engagement.
Ein Video zeigt den Leseclub im Bürgerzentrum Mühlburg und wie begeistert die Kinder beim Auspacken sind.
Karlsruhe hat einen von 275 Leseclubs
Dass es in Mühlburg seit September 2016 einen von bundesweit 275 Leseclubs gibt, liegt an Demendis Idee, das Bürgerzentrum an der Hardtstraße mithilfe der Stiftung Lesen zu beleben. Mehr als 700 der neuesten, witzigsten, interessantesten Kinderbücher und Bildbände stehen schon in den Regalen, zweimal pro Jahr kommt Nachschub – bis Jahresende. Wie es dann weitergeht, ist unklar.
Die Stiftung Lesen finanziert innerhalb des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung neben der Erstausstattung auch Zeitschriftenabos, CD-Hörbücher sowie Fortbildungen für die ehrenamtlichen Betreuer´.
Ehrenamtliche betreuen den Leseclub
Gisela Serr aus Mühlburg und Regine Schumann aus Neureut betreuen die Montagsgruppe im Leseclub, Ute Wiskandt und Werner Kronwald aus Daxlanden sind donnerstags da. Die vier Ehrenamtlichen kennen die insgesamt etwa 25 Kinder aus der Draisschule gut. Sie lesen, erzählen, spielen und basteln mit den Kindern rund um ein Thema aus einem Buch – und sie erinnern sich an manches sehr persönliche Gespräch.
Wir hätten die Kinder gern länger da
Jeweils ein Schulhalbjahr lang wächst die Gruppe zusammen, dann kommen neue Gesichter. „Wir hätten sie gern länger da“, sagt Ute Wiskandt. Auch sei die gemeinsame Zeit, gut eine Stunde, zu kurz für Unternehmungen, etwa einen Besuch der Stadtteilbibliothek oder eine Stadtteil-Rallye. Aber das Leseclub-Angebot müsse sich in den Ganztagsschulablauf einfügen, erklärt Evelyn Demendi. Die Erzieherin Gabriele Niekrawietz kann die kleinen Leseratten erst bringen, wenn die Hausaufgaben erledigt sind, und muss mit der Gruppe pünktlich um 16 Uhr wieder am Schulhaus sein, wenn die Eltern zum Abholen kommen.
Das Team hat noch mehr Pläne
So fix dieser Rahmen auch ist – Evelyn Demendi würde mit ihrem Viererteam gern mehr stemmen. „Wir könnten einen dritten Nachmittag bieten, und montags und donnerstags ist auch noch Platz für weitere Kinder“, sagt sie.